Unterwegs auf der Chur-Arosa Linie

Chur-langwies-AROSA

Was als Strassenbahn-ähnliche Zugsstrecke beginnt, verwandelt sich nach nur wenigen Minuten in eine spektakuläre Berglinie. Die Rede ist natürlich von der Arosa Bahn, welche auf nur 26 Kilometern ins 1 000 Meter höher liegende Arosa klettert. Dabei kurvt der Zug durch eine herrliche Natur des Schanfiggs und überfährt dabei das höchste RhB Bauwerk, das Langwieser Viadukt. Nach einer Stunde erreicht die rote Zugskomposition schliesslich den Kurort Arosa auf 1 800 Meter über Meer.

Auf dem Churer Bahnhofsplatz wartet der Zug nach Arosa auf die Fahrgäste
Auf dem Churer Bahnhofsplatz wartet der Zug nach Arosa auf die Fahrgäste

930, Chur-Langwies-Arosa

Die Reise beginnt in Chur, genauer gesagt auf dem Vorplatz des Bahnhofes bei den Gleisen 1 und 2. Schon seit der Eröffnung im Jahre 1914 warten die Zugskompositionen der Arosa Bahn auf dem Bahnhofplatz auf die Fahrgäste. Der Fahrplan sieht ganzjährig einen Stundentakt vor. Dazu kommen während der Wintersaison noch zwei Verstärkungszüge dazu, die ohne Halt bis Arosa verkehren. Sobald die Bahnanschlüsse abgenommen wurden, kann die gut einstündige Reise los gehen.

Ein ungewohntes Bild, die RhB Kompostition zwängt sich mitten durch den Stadtverkehr von Chur
Ein ungewohntes Bild, die RhB Kompostition zwängt sich mitten durch den Stadtverkehr von Chur

Auch wenn es sich bei der Arosabahn eigentlich um eine Gebirgsbahn handelt, ist davon in den ersten Minuten nicht viel zu merken. Im Gegenteil, nach Abfahrt durchquert die Bahn zuerst die Innenstadt von Chur. Dies geschieht auf einem zweigleisigen Trasse mitten auf der Strasse. Wie eine Strassenbahn kämpft sich die rote RhB Komposition durch den Stadtverkehr. Nach der diagonalen Querung eines Kreisels wird die Strecke eingleisig und durchfährt in stark reduziertem Tempo den Verkehrsknotenpunkt Maltesers. Der Strassenverkehr wird derweil von mehreren Ampeln gestoppt,

Nach der Haltestelle Altdtadt folgt der Zug der Plessur bis zum Ortsteil Sand
Nach der Haltestelle Altdtadt folgt der Zug der Plessur bis zum Ortsteil Sand

sodass die Strecke im Normalfall frei ist. Kurz darauf erreicht das Eisenbahntrasse das rechte Ufer der Plessur. Hier befindet sich die Haltestelle Chur Altstadt, welche sich in unmittelbarer Nähe des historischen Ortskernes befindet. Das Eisenbahntrasse folgt dem Flussufer bis zum Stadtteil Sand, wo sich die ehemaligen Depot- und Werkstattgebäude der Chur-Arosa Bahn befinden. Nach rund 1,5 Kilometern wird die Strasse verlassen und die Eisenbahn hat ihr eigenes Trasse. Kurz nachdem die Stadtgrenze von Chur passiert wurde, 

Kreuzung mit dem Gegenzug in Lüen-Castiel
Kreuzung mit dem Gegenzug in Lüen-Castiel

verwandelt sich die "Strassenbahn" in eine richtige Gebirgsbahn. Die Gleise der RhB suchen sich nun fernab der Fahrstrasse ihren Weg das Schanfigg hinauf in Richtung Arosa. Es empfiehlt sich bei der Bergfahrt auf der rechten Seite Platz zu nehmen, so kann man den imposanten Ausblick ins Tal geniessen. So schlängelt sich das Trasse, stets steigend, am linken Berghang entlang zum ersten Bahnhof. Nach 20 Minuten erreicht der Zug, welcher heute in der Regel aus einem Allegra Treibzug mit angehängten Einheitswagen besteht, die Station Lüen-Castiel.

Die von einer Allegra gezogene Komposition auf dem Weg nach St. Peter-Molinis
Die von einer Allegra gezogene Komposition auf dem Weg nach St. Peter-Molinis

Hier muss mit dem Gegenzug gekreuzt werden, bevor die Strecke für die Weiterfahrt frei ist. Sämtliche Bahnhöfe im Schanfigg wurden vom Aroser Alfons Rocco gebaut. Sie sind allesamt im Chalet Styl gehalten und beinhalten neben den bahndienstlichen Räumlichkeiten im oberen Stock eine Wohnung. Weiter steht an jeder Fassaden ein Sinnspruch, jener von Lüen-Castiel lautet: "Wo ein Wille, ist auch ein Weg". Nach der Kreuzung kann die Reise auf der von vielen Kunstbauten geprägten Strecke weiter gehen. Bis Arosa passiert der Zug insgesamt 53 Brücken, 19 Tunnels und 12 Galerien.

Einfahrt am Bahnhof von Langwies
Einfahrt am Bahnhof von Langwies

So rattert der Zug in gemütlichen Tempo weiter nach St. Peter-Molinis. Der Bahnhof befindet sich ziemliche genau zwischen dem oberhalb liegenden St. Peter und dem darunterliegenden Molinis. Peist. Der nächste Halt befindet sich in Peist, auch hier liegt das Dorf weit weg. Grund dafür ist, dass man sich seinerzeit gegen eine Zahnradbahn entschieden hat. Die Adhäsionsbahn kann mit dem steil ansteigenden Strassenverlauf nicht mithalten und so wurde das Trasse weiter unten, fernab der Ortschaften, angelegt. Nach 45 Minuten fährt der Zug in Langwies ein. 

Das malerische Langwieser Viadukt
Das malerische Langwieser Viadukt

Hier befindet sich der Bahnhof und das Dorf für einmal auf gleicher Höhe. Unmittelbar nach Abfahrt wird das grösste Bauwerk der Rhätischen Bahn überfahren. Das 284 Meter lange Langwieser Viadukt überspannt die Plessur in 62 Meter Höhe. Die Brücke wurde nicht wie viele andere Bauwerke der Rhätischen Bahn aus Stein, sondern als Stahl-Beton Konstruktion gebaut. Die damalige Neuheit fand weltweite Beachtung und zählt heute als Kulturgut von nationaler Bedeutung. Mit dem imposanten Bauwerk wird die Talseite gewechselt. 

Die Allegra (ABe 8/12) erreicht die Ortschaft Litzirüti
Die Allegra (ABe 8/12) erreicht die Ortschaft Litzirüti

Der rote Zug schlängelt sich nun weiter durch den dichten Nadelwald nach Litzirüti. Auch hier ist das Bahnhofsgebäude mit folgendem Spruch geziert: „Für Fortschritt und Verkehr, dem Bündnerland zur Ehr". Litzrüti ist die letzte Ortschaft vor dem Kurort Arosa. Der Fahrplan sieht hier nochmals eine Kreuzung mit dem Gegenzug vor. Für den Stundentakt auf der Arosa Linie werden heute insgesamt drei Zugsgarnituren benötigt. Die ersten Projekte, den Kurort mit einer Eisenbahnstrecke ab Chur zu erschliessen,

Das Trasse ist seit 1912 grösstenteils unverändert
Das Trasse ist seit 1912 grösstenteils unverändert

entstanden um die vorletzte Jahrhundertwende. Man erkannte rasch, dass die 1890 fertiggestellte Fahrstrasse den rasant ansteigenden Verkehr nicht stemmen konnte. Unzählige Projekte und Linienvorschläge wurden eingereicht bis man sich 1912 auf die heutige Trassierung einigen konnte. Der Bau war dann geprägt von vielen Rückschlägen. So stürzten ganze Trassen ins Tal oder es kam zu erheblichen Wassereinbrüchen im Tunnelbau. Trotz allem konnten die 1000 Arbeiter die Bahnlinie in nur zwei Jahren fertigstellen - eine Meisterleistung!

In wenigen Minuten erreicht der Zug den Kurort
In wenigen Minuten erreicht der Zug den Kurort

Bis 1942 war die Chur-Arosa Bahn (ChA) eine eigenständige Eisenbahngesellschaft. Trotz den anfänglichen finanziellen Erfolgen zwang der zweite Weltkrieg die kleine Privatbahn dazu, mit der benachbarten Rhätischen Bahn zu fusionieren. Es vergingen anschliessend jedoch über 50 Jahre, bis das Stromnetz der ChA von Gleichstrom auf den einheitlichen RhB 11 kV Wechselstrom angeglichen wurde. Seither kann sämtliches Rollmaterial der Rhätischen Bahn auch auf der Arosa Linie eingesetzt werden. Vorbei an der kleinen Ausweichstelle Haspelgrube kurvt die RhB Komposition zum Iselstausee hoch.

Geschafft, der Zug fährt in Arosa ein
Geschafft, der Zug fährt in Arosa ein

Schliesslich gelangt die Eisenbahn durch den 300 Meter langen Arosa Tunnel an den am Obersee liegenden Kopfbahnhof. Hier enden die Gleise der Rhätischen Bahn nach 25,6 Kilometern. Auf dem Weg wurden insgesamt 1`155 Höhenmeter, etliche Kunstbauten und Tunnels überwunden. Der Allegra Treibzug wird nun abgehängt und über das zweite Gleis ans Zugende manövriert. Danach ist die Komposition wieder bereit für die Talfahrt, welche nach einem Aufenthalt von 40 Minuten in Angriff genommen wird.

Der Ortsbus wartet am Obersee auf die Fahrgäste
Der Ortsbus wartet am Obersee auf die Fahrgäste

Arosa, 1`775 m.ü.M

Das einst abgeschiedene Bergdorf verwandelte sich Ende des 18. Jahrhundert in einen bekannten Luftkurort. Im Laufe der Zeit wurden die Sanatorien in gediegene Hotelkomplexe umgebaut. Heute ist Arosa ganzjährig ein beliebter Ferienort. Unzählige Sessel- und Gondelbahnen bringen die Ausflügler direkt in die Bündner Bergwelt. Seit 2013 ist das Skigebiet von Arosa dank der Verbindungsbahn mit jenem der Lenzerheide erschlossen. Ebenfalls neu ist das Arosa Bärenland. Dieses befindet sich bei der Mittelstation der Weisshornbahn und ist im Sommer täglich geöffnet.


Last Update: 19.11.2024

Zuletzt gereist: 02.06.2020